Wer das elent bawen wel, der heb sich auf und sei mein gesel wol auf sant Jacobs straßen! Zwei par schuoch der darf er wol ein schüßel bei der flaschen.
Wer das Ausland bereisen möchte, der mache sich auf und sei mein Kamerad wohl auf Sankt Jakobs Straßen! Zwei Paar Schuhe, die darf er haben, eine Schüssel mit einer Wasserflasche.
(Jakobslied, 14. Jahrhundert)
Unterkunft
Man muss hier unterscheiden zwischen:
- offizielle Herbergen
- private Herbergen
- Unterkunft bei privat
- Pensionen und Hotels
Alle Formen sind auf dem Camino Portugues ausreichend vorhanden.
Offizielle Herbergen
Wie der Name schon suggeriert handelt es sich hier um Herbergen, die von der Stadt oder einer Kirchengemeinde eingerichtet und betrieben werden. Um dort unterzukommen muss man den Pilgerausweis und einen Pass oder den Personalausweis vorlegen, sowie eine Gebühr bezahlen. In Portugal liegt die in der Regel bei 5€, in Spanien bei 6€.
Die Grundausstattung ist daher auch meist spartanisch, aber ausreichend:
- Schlafsaal mit 10-30 anderen Pilgern
- Hochbett
- Einwegbezüge aus Papier
- Duschen
- Toiletten
- Waschbecken für Handwäsche
Der Hygienezustand ist durchgehend erstaunlich gut, wenn man bedenkt, wie wenig Geld man bezahlen muss und dass das Personal alles Ehrenamtliche sind. Es gibt sehr häufig Einrichtungen, die über das vorgenannte hinausgehen, zum Beispiel Waschmaschinen und Trockner oder eine Küchenzeile, wo man sich Essen machen kann. Verlassen sollte man sich aber nicht darauf.
In den offiziellen Herbergen herrschen ein paar strikte Regeln. So darf man hier nur eine Nacht verbringen. Einzige Ausnahme: wenn man verletzt ist.
Wer dabei erwischt wird, ein Schmutzfink zu sein und mehr Dreck als nötig verbreitet, kann nicht nur der Herberge verwiesen werden, seine Daten werden auch der nächsten Herberge mitgeteilt, die dann die Unterkunft verweigern kann.
Wer abends noch einmal ausgehen möchte, der steht bei den öffentlichen Herbergen oft nach 22 Uhr vor verschlossenen Türen.
Die Herbergen müssen meist vor 8 Uhr morgens verlassen worden sein.
Private Herbergen
Der Titel sagt es schon: diese Herbergen sind nicht von offizieller Stelle eingerichtet, sondern haben einen privaten Betreiber. Dies kann, wie in Barcelinhos, ein örtlicher Verein sein. Oder auch ein anderer Betreiber. Entsprechend sind die Preise hier höher. In der Regel bezahlt man bei einer privaten Herberge pro Nacht 10-12€. Dafür ist die Grundausstattung hier merklich höher. So findet man zusätzlich zu dem, was in öffentlichen Herbergen Standard ist, meistens auch:
- ein Schließfach
- "echte" Bettlaken
- Türen mit Codes, so dass man auch spät nachts noch eintreten kann
- Internetzugang (wobei das auch in immer mehr öffentlichen Herbergen Standard ist)
- besser eingerichtete Küchenzeilen (deren Benutzung aber oft zusätzlich kostet)
- Getränkeautomaten
Unterkunft bei privat
Viele Privatpersonen bieten in ihrem Zuhause eine Unterkunft für Pilger an. Dies ist in der Regel ein Zwischending zwischen Aufrechterhalten der Pilgertradition und "ein wenig Geld nebenbei". Die Tarife hier gehen, da sie nicht kontrolliert werden, natürlich auseinander, aber in der Regel kriegt man dort etwas für 10-20€, wobei bei den höherpreisigen privaten Unterkünften schon ein gemeinsames Essen eingerechnet ist.
Pensionen und Hotels
Viele der typischen Touristenunterkünfte haben spezielle Angebote für Pilger. So kann man durchaus für 25€ pro Nacht in einem echten Hotel Unterkünfte finden - natürlich solange der Vorrat reicht und daher sollte man da dann schon das Handy parat haben um schnell zu reservieren. Hier gehört zum Standard meistens auch, dass sich das Hotel um die Wäsche kümmert und für einen wäscht. Vor- und Nachteil ist natürlich, dass man nicht mit den anderen Pilgern zusammen in der Herberge ist. Beides hat sein Für und Wieder.
Sprachen
Die Rezeptionistinnen und Rezeptionisten in den offiziellen Herbergen auf dem Camino tun dies ehrenamtlich. Sie sind alle sehr nett - aber leider sprechen die wenigsten Englisch. Es empfiehlt sich daher, zumindest ein paar Brocken Portugiesisch und Spanisch zu lernen. Wer beide Sprachen nicht beherrscht, hat mit Französisch manchmal mehr Chancen als mit Englisch.
In den privaten Herbergen und in den Hotels hat man da bessere Chancen, das ist aber auch nicht garantiert.
Auf dem Land und zum Teil auch in den Städten wird Galego gesprochen. Das ist eine Mischung aus Spanisch und Portugiesisch, die tatsächlich manchmal deutlich schwieriger als "reines" Portugiesisch ist. Hier muss man sich eine Weile reinhören.
Stempel
Stempel waren das, worüber ich mir vor der Pilgerfahrt am meisten den Kopf zerbrach, was sich aber als gar kein Problem herausstellte. Um zu beweisen, dass man Pilger ist, muss man auf den letzten 100km pro Tag mindestens zwei Stempel vorweisen, als Fahrradpilger auf den letzten 200km. Ich hatte mich gefragt, ob ich jetzt jedes Mal bei Kirchen jemanden finden muss. Die Antwort ist klar: nein. Jedes Café und jedes Restaurant gibt einem einen Stempel, genauso wie die Herberge am Abend. Und das reicht schon. Also: einmal beim Frühstück oder beim Mittag lieb um ein "Sello" bitten. Am Abend kriegt man das von der Herberge ungefragt.
Viel interessanter ist die Frage, wo man "schöne" Stempel bekommt. Einige sind so attraktiv wie ein Straßenschild, andere sind kunstvoll. Es hat ein wenig was von Panini-Sammelbildchen - aber Sorgen muss man sich nicht machen, den Pilgerausweis nicht voll zu kriegen.
Wichtige Begriffe
Es gibt ein paar Begriffe, die man immer wieder hört und die man sich aneignet:
- "Buen camino!" ist Castellano für "Guten Weg!", den Standardgruß der Pilger untereinander
- "Bom caminho!" ist Portugiesisch für dasselbe - das hörte man eigentlich auf dem gesamten Camino Portugues, besonders, weil hier auch viele portugiesische Fahrradpilger unterwegs waren
- "Bo camiño!" ist Galego für dasselbe - das hört man erstaunlich selten, aber man sieht es häufiger mal geschrieben.
- "Ultreia!" ist ein sehr alter Pilgergruß und heißt so viel wie "Vorwärts! Und noch weiter!" und soll einen anspornen, wenn der Weg gerade sehr hart ist. Ist leider nur mäßig bekannt.
- "The camino provides!" (Der Weg versorgt) - ein Ausspruch, mit dem man eines der "kleinen Wunder" kommentiert, wo das Opfer des einen, der etwas am Wegesrand liegen ließ, jemand anderem nutzt
- "Pilgerfamilie" sind die Pilger, denen man immer wieder begegnet und die einen dadurch begleiten, unterstützen, helfen, unterhalten, zum Nachdenken anregen oder die einfach nur da sind
Packliste
Ein ungeschriebenes Gesetz scheint zu sein: wenn man über den Jakobsweg schreibt, dann muss man auch eine Packliste veröffentlichen. Einige der Listen, die ich sah, gehen sogar so weit zu behaupten, dass sie die "ultimative Packliste für Pilger" sind, oder "Packliste für echte Pilger" - was auch immer das heißen mag.
Wer alles gelesen hat, wird vermutlich wissen, was meine Haltung dazu ist: was man mitnimmt, das muss man selbst entscheiden. Jeder hat andere Bedürfnisse und braucht andere Dinge. Jeder hat andere Ziele, die er so oder so erreichen kann. Der einzige, der also eine gute Packliste zusammenstellen kann für dich, bist du.
Suche dir jemanden, der Erfahrung im Wandern hat und gehe alle Punkte gemeinsam durch. Luxus ist ok, aber Luxus sollte eine bewusste Entscheidung sein. Was "Luxus", also überflüssig war, habe ich in der Liste markiert.
Hier also meine Packliste:
- 30 Liter Rucksack
- Sandalen
- 3 Merino-Unterhosen (2 hätten gereicht)
- 2 Merino-T-Shirts
- 1 Oberhemd (Luxus, aber die Haut bedecken war bei der Sonne manchmal gut)
- 1 Baumwoll-T-Shirt zum Wechseln (Luxus, aber half)
- Badehose (Luxus, habe ich nur 1x gebraucht)
- 1 Zipper-Hose
- 1 kurze Hose zum Wechseln für abends zum Waschen
- 1 Regenponcho
- 1 Kompressionsssack (nahm am meisten Platz weg und am Ende war es eh zu heiß für den Schlafsack - daher Luxus)
- 1 Seiden-Inlay
- 1 Isomatte (nie gebraucht, also Luxus)
- 1 Kernseife
- 1 Reisezahnputzset (war ideal)
- 1 Taschenmesser
- 2 Jakobsmuscheln (für um den Hals und für das Gepäck)
- 1 Moleskin-Buch mit Kugelschreiber (Tagebuch - Luxus, aber Grundlage für diesen Blog)
- 1 Bleistift, 1 Radiergummi, 1 Anspitzer (nie gebraucht, Luxus)
- 1 Buch (Luxus)
- 1 Verbandskit
- Sonnencreme, Fenistil, Antibrumm, Schmerztabletten, Durchfalltabletten, Blutdrucktabletten, Tape, Bepanthen, Canesten, Hirschtalgcreme und Schutzcreme gegen das Wolflaufen (siehe unten)
- 1 Bufftuch (Luxus, aber gab gute Dienste)
- 1 Mütze (Sonnenschutz am Kopf ist sinnvoll, wenn nicht natürlich, dann so)
- Sprachführer Spanisch und Portugiesisch (nicht wirklich gebraucht und schwer, also ärgerlicher Luxus)
- Ladegerät Kamera
- Ladegerät Handy
- Handy
- Pilgerausweis
- Internationaler Impfausweis (für den Notfall)
- Boarding-Pässe
- Kamera (Luxus)
Insgesamt ergab das ein Gewicht von 5,5kg. Ich bin sicher, dass ich noch etwa 500 Gramm einsparen kann durch das Weglassen von unnötigen Büchern und der Isomatte. Den Kompressionssack hätte ich nur deswegen weglassen können, weil es eine Hitzewelle gab. Bei anderem Wetter wäre der wieder nützlich gewesen.
Hinweis: Medikamente in Portugal und Spanien sind sehr günstig und man kommt zwar nicht oft, aber häufig genug an Apotheken vorbei. Man kann also durchaus auch einfach die nötigen Medikamente am Weg kaufen, statt sie mitzuschleppen.
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